Überlegungen und Empfehlungen zur außerfamiliären Betreuung von Kindern unter drei Jahren

Das in Deutschland gesetzlich verankerte Recht der Eltern auf außerfamiliäre frühkindliche Betreuung ist Ausdruck des gesellschaftlichen Kontextwandels für das Aufwachsen von Kindern. Neben familiären Bindungs- und Bezugspersonen tragen nunmehr auch professionelle ErzieherInnen und Institutionen für die frühen Lebensjahre Verantwortung. Obwohl die Diskussion über das Für und Wider, die Risiken und Vorteile längst noch nicht abgeschlossen ist, sind Veränderungen in Gang gekommen. Der vorliegende Text trifft Aussagen zur Qualität der frühkindlichen außerfamiliären Betreuung in der Kinderkrippe: Die Qualität der Krippenbetreuung sollte daran gemessen werden, inwieweit die in der Institution tätigen PädagogInnen Erfahrungsräume für eine individuelle seelische und körperliche Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern bereit stellen können. Aus der Perspektive der analytischen Kinder-und Jugendlichen- psychotherapeutInnen erfordert das,

den Kindern Sicherheit durch Bindungen zu geben und ihre Grundbedürfnisse nach verständnisvollem Dialog, Halt, Selbstregulation und Erkundung im Kontext der Gleichaltrigengruppe zu erfüllen. Die Qualität sollte auch daran gemessen werden, inwieweit Eltern und PädagogInnen über das Kind gemeinsam nachdenken, miteinander sprechen und kooperieren können. Als Kinder-und JugendlichenpsychotherapeutInnen wissen wir, dass sich besonders Eltern von kleinen Kindern der Erziehungsverantwortung, den Entwicklungskrisen oder eigenem Zeitdruck innerlich nicht gewachsen fühlen und an sich selbst zweifeln. Deshalb halten wir die Unterstützung der Eltern in Bezug auf die Stärkung der Elternidentität durch die KrippenerzieherInnen für unverzichtbar. Von den Fähigkeiten zu respektvollem Erfahrungsaustausch, wertfreier Beobachtung, Abstimmung die verschiedene Sichten integriert, hängt ab,

inwieweit das Kind die unterschiedlichen Erfahrungen von Krippenalltag und dem Leben in der Familie miteinander verbinden und so ein einheitliches Gefühl für sich selbst und stabile innere Arbeitsmodelle entwickeln kann. Dies sind wesentliche Voraussetzungen für seine seelische Gesundheit.
Das vorliegende Papier verzichtet auf die Zitierung wissenschaftlicher Studien und Forschungen zur Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern. An dieser Stelle sei auf die ausführliche Litertaturliste der „Empfehlungen der Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der frühen Kindheit (GAIMH) zur Betreuung und Erziehung von Säuglingen und Kleinkindern in Krippen“ München 2008 verwiesen.

Dieser Text wurde von Barabara von Kalkreuth, Christiane Wiesler in Zusammenarbeit mit der VAKJP-Regionalgruppe Freiburg i. Br. 2013 verfasst.